Version #1
18./19. Juli 2020 - Westpol A.I.R. Space e.V., Heilandskirche Lindenau-Plagwitz, Leipzig
mit Arbeitsständen von: Marten Flegel, Nora Frohmann/Clemens Fellmann, Studio Urbanistan
Moderation: Julia Kurz
Fotos: ›you are warmly invited‹
Interview Künstler:innen
Marten Flegel
Was beschäftigt dich aktuell in deiner künstlerischen Praxis?
Zum Einen die Auseinandersetzung mit persönlichen und strukturellen Verwerfungen der Nachwendezeit in (Ost-)Deutschland. Hier frage ich mich insbesondere, wie ich meinen biografischen Bezug als so genanntes Nachwendekind mit Ost-Sozialisierung produktiv machen kann. [...] Zum Anderen die Suche nach adäquaten Darstellungsformen für die dominanten Gefühlszustände im Spätkapitalismus, die ich als Grundbedingungen gegenwärtigen Lebens untersuche und beispielhaft im Feld der „Wohnungsfrage“ verhandele.
Wann ist für dich der richtige Moment für Feedback?
Ich empfinde den Moment der Öffnung einer künstlerischen Auseinandersetzung für ein Außen immer als fragil, deswegen ist für mich Feedback nicht zu jeder Zeit und überall sinnvoll. Wichtiger erscheint mir eine Kontinuität von Feedback, die es ermöglicht, zwischen einzelnen Projekten/-stadien Entwicklungen und Ähnlichkeiten festzustellen.
Studio Urbanistan
Was beschäftigt euch aktuell in eurer künstlerischen Praxis?
Während STUDIO URBANISTAN bisher hauptsächlich im öffentlichen Raum gearbeitet hat, möchte das Label künftig verschiedene Aspekte der eigenen Arbeitsweisen in geschlossenen Räumen erproben und erweitern. STUDIO URBANISTAN will mit den Möglichkeiten eines Bühnenbilds arbeiten und einen Raum im Raum erschaffen. [...] Welche Rolle spielen die anderen Zuschauenden in dem Set? [...] Das Zusammenspiel von mehreren Ebenen (Audio, Performance, Setting) an einem festen Ort steht dabei im Mittelpunkt. In diesem Zuge will STUDIO URBANISTAN auch im geschlossenen Raum an der Beziehung zwischen Zuschauenden und dem Raum als Akteur arbeiten, [...] sowie an Formaten, die zeitlich/örtlich offener sind, auch über konkrete Aufführungen hinaus. [...]
Wann ist für euch der richtige Moment für Feedback?
IM PROBENPROZESS: Für das Konzept ist Feedback von Menschen wichtig, die nichts damit zu tun haben. Für die theoretische Erarbeitung von Menschen, die sich mit dem Thema und den angemessenen Herangehensweisen auskennen. Es gibt immer einen Knackpunkt während der Produktion, an dem man sich entscheiden muss. Kurz davor wäre ein guter Zeitpunkt für Feedback. [...]
Nora Frohmann/Clemens Fellmann
Was beschäftigt dich aktuell in deiner künstlerischen Praxis?
NF: In meiner solitären künstlerischen Praxis bin ich dabei, skulpturale und performative Aspekte zu verbinden, weil beides in meinen Arbeiten steckt. Das möchte ich betonen und überlege mir, wie ich performative Momente des Entstehungsprozesses meiner Skulpturen in den Ausstellungskontext mitnehmen kann. In unserer Zusammenarbeit interessiert uns: Wie sehr machen wir Ausgangsmaterialien und Prozesse sichtbar, in welchem Umfang machen wir das Publikum zu Kompliz_innen? [...]
CF: In meiner künstlerischen Praxis steht das Experiment, etwas zu schaffen und zu vermitteln, im Zentrum. [...] Ich möchte Zugänge ermöglichen, mitzumachen, um meiner Kunst auf so vielfältigen Wegen begegnen zu können. Aktuell beschäftigt mich das Verhältnis zwischen Umgebung und seiner Auswirkung auf den Menschen. [...| Überdies interessieren mich zunehmend Fragen der Kunstvermittlung, dem Teilen künstlerischer Praxis und Wahrnehmungsstrategien.
Wann ist für euch der richtige Moment für Feedback?
CF: Immer. Mitten im Prozess. Die Rückmeldung fängt eigentlich schon an, bevor ich sie erhalte. Im Vorfeld überlege ich mir ja, was ich zeigen will und was nicht. Womit bin ich mir (un)sicher? Eigentlich gebe ich mir da schon selber eine Art Rückmeldung. [...]
NF: [...] Solange das Feedback konstruktiv ist, denke ich, kann es immer erfolgen. Es ist auch abhängig von der künstlerischen Praxis. Und es kann an mehreren Zeitpunkten des Prozesses stattfinden.